Samstag, 7. Mai 2011

Fahrrad in Berlin

Ich bin wieder mobil :-)

Nachdem mir ja letzten Sommer mitten im Gewitter kurz vorm Brandenburger Tor mein Rad futsch gegangen ist und ich dann geleitet von Blitz und Donner nach Hause schieben durfte, saß ich jetzt ziemlich genau ein Jahr ohne Radl rum. Denn das Erlebnis wollte ich zum einen nicht noch mal haben, ich hatte zwar noch nie ein Problem mit Gewittern, aber irgendwie auf der langen Strecke dann doch mal komische Überlegungen im Kopf von wegen wie wahrscheinlich es wäre jetzt vom Blitz getroffen zu werden. Und nebenbei auch die Erkenntnis, dass man sich sehr weh tun kann, wenn man ein Rad lang genug schiebt, irgendwie ist die Pedale ja immer im Weg...

Ok, aber ganz davon abgesehen hatte ich noch nie ein Rad geflickt. Daher, keine Ahnung und auch keine Lust das zu machen (außerdem war da ja ne Weile lang wer, der behauptet hat er würde das für mich übernehmen ;-) tz). Aber irgendwie... die BVG kostet Geld, und letztes Jahr war ich durchs Fahren nach Spandau und überall hin zum einen viel fitter und kannte mich auch plötzlich in Berlin viel besser aus.
Es musste also nur noch ein weiterer wirklich guter Grund gefunden werden das ganz zu machen.
Zum einen kam da dann meine Mitbewohnerin, die behauptet hat Fahrräder flicken zu können und dann noch der Plan am 1. Mai eine Radtour zu muSix nach Potsdam zu machen. Denn da sie vom Land kommt mussten wir ihr ja hier irgendwie die mangelnde besoffene Karrenziehende Dorfbevölkerung ersetzen...

Also saß ich dann da, mit einem Schlauch so halb in der Hand (denn natürlich haben wir kein Werkzeug um das Hinterrad wirklich ab zu montieren, und haben auch den Schlauch mit nem Schraubenzieher raus gedrückt)... und repariere es dann am Ende doch selber (und fast ohne Hilfe ausm Fahrradladen nebenan ;-)) da hier von der anderen Seite scheinbar nur Vermutungen angestellt wurden und sie schon genauso oft selber geflickt hat wie ich... nie.

Nun ja, es hat geklappt und ich fahre wieder Rad.
Gleich mal um die 23km nach Potsdam, da dann mit allem drum und drann, von gerissener Kette über Unfall bis zu den Wegbeschreibungsversuchen der potsdamer Bevölkerung, die einen eher auf die Autobahn führen als zum Hauptbahnhof... aber nu ja, schönes Wetter, tolles Picknick, tolles Konzert und wiedergewonne Fahrradkondi, was will man mehr?



Tja, leider gibt es da einiges, denn ich in Berlin gibt es einige Probleme beim Fahrrad fahren, ganz vorne weg:
Touris! Und die sind leider überall und haben folgende Eigenschaften:
  • stehen im Weg rum
  • stehen verplant im Weg rum
  • stehen besoffen im Weg rum (Fußballfans...)
  • gucken Gebäude an und stehen dabei aufm Radweg (im Weg rum)
  • fahren in die falsche Richtung um die Goldelse (und fahren einem daher im Weg rum)
  • gucken beim Fahren Gebäude an und fahren einem daher langsam im Weg rum
  • ...
wie man sieht, es nimmt kein Ende.
Leider sind die Ampelschaltungen auf die Touris eingestellt, man steht also wieder mal im Weg rum, dann meistens sich selber. Und natürlich stehen einem dann an der Ampel wenns grün wird wieder Leute im Weg rum, die einfach nicht von der Stelle kommen ;-)
Und leider neigen auch ältere Leute, Menschen mit Hund, Menschen mit Kinderwagen und Menschen die nicht radfahren können, aber gerne wollen auch zu diesem Verhalten. Auch ohne das Touristendasein. Da steht man dann halt mit dem Hund am Berg in der Kurve aufm Radweg, parkt sein Auto über die ganze Straßenbreite aus und fährt dabei auf den gegenüberliegenden Radweg, parkt sein Baby auf dem Radweg oder erliegt einfach der Vorstellung, dass man einen zweispurigen Radweg für sich alleine braucht, oder aber macht ein Elefantenrennen auf diesen komischen Touri-Rikschas und lässt keinen mehr an sich vorbei. Zum Schluss gibts dazu dann noch die Leute, die irgendwie in der Verkehrserziehung nicht aufgepasst haben. Die als erwachsenen (und erschreckenderweise potentiell auch noch beführerscheinte) Menschen an der Siegessäule (und überall sonst natürlich auch gerne) bei rot los über die Ampel fahren, es sich dann unterwegs erschrocken anders überlegen und dann nach kurzem Stehenbleiben panisch rückwärts zurück kriechen... traumhaft! Und die Hälfte habe ich bestimmt wieder vergessen...

Aber schönes gibts natürlich auch,
  • ich merke wieder wie viele Kaninchen es in Berlin gibt. Nach jeder Probe fahre ich an mindestens vier Stück vorbei, die friedvoll neben der Tankstelle mümmeln
  • man sieht wieder wie schön Berlin bei Nacht is, da sich die Lichter aus dem Bus einfach nicht so gut betrachten lassen
  • man sieht auch bei Tag ganz neue Ecken von Berlin, wenn man dann mal oberirdisch vom einen zum anderen Ende muss und fast die ganze U5-Strecke fahren kann
  • man muss keine Leute mehr nachts an Bushaltestellen unterhalten, nur weil man mitten unter der Woche mal den Nachtbus verpasst hat. Wenn man sich dann nämlich nicht von der Haltestelle weg traut um nicht auch noch den nächsten potentiell zu verpassen verstricken einen die bekannten bösen Touris in ewig lange Gespräche...
  • man wird schneller braun als in der Bahn ;-) und sieht daher erholter aus, und natürlich bin ich jetzt auch schon wieder wahnsinnig muskelbepackt und enorm konditioniert
  • auf dem Fahrrad hat man luftgetrocknet nachm Schwimmen einfach die bessere Frisur als in der S-Bahn
  • und erstmal zu guter Letzt habe ich auch Freitag abends nach der Arbeit nicht mehr die nervige coole Zehlendorfjugend in der U-Bahn um mich rum (ok, dafür dann die besoffenen Penner am Zoo, aber man kann nicht alles haben)
Und nebenbei, was man lernen kann: Nachts ist es gut ein Vorder- und Hinterlicht zu haben (aber auch das hab ich jetzt wieder beides), damit man von den Autos wahrgenommen wird, tagsüber ist ein kurzer Rock dafür aber viel besser geeignet...
(und es fährt sich so auch viel besser, wenn man ihn ordentlich eingeklemmt hat)
 
Und jetzt gehts auch bald wieder auf Konzerte (nicht zu jedem mit Rad) und dann kann ich hoffentlich auch mal da wieder was berichten...