Mittwoch, 28. September 2011

Leipzig a cappella II

So, jetzt gehts auch hier mal weiter. Das ist nämlich das Gute wenn man krank ist. Ab dem Moment wo die Augen wieder etwas entspannt auf technische Geräte gucken können, kann man sich auch mal wieder Zeit für sowas nehmen. Die hab ich nämlich, falls es keinem aufgefallen ist, in letzter Zeit so gar nicht...

Am nächsten Tag also wieder früh aus den Federn, ab zur Mitfahrgelegenheit. Da dann fix weitergeschlafen (so kann man sich danach auch nur aus Geschichten erzählen lassen wie wild der Mensch gefahren ist...)
Diesmal haben wir es dann auch geschafft uns gleich mit Heike zu treffen und dann gings wieder rein zur Jury den älteren Herrschaften und den Studenten ;-)

Und los ging es, an einer Bushaltestelle. Das KrisKrosKvintet (ja, wird so geschrieben) aus Prag stand an einem netten Schildchen, alle summten ihre eigene Melodie vor sich hin. Was dann folgte war direkt eine durchgestylte Show, jedenfalls so wie man es bei einem solchen Wettbewerb noch hinbekommen kann, die den Weg der Gruppe nach Dresden schilderte. Nett gemacht, fand ich ne schöne Idee. Vor allem dass das Tonangeben zu Anfang der Stücke über ein "Bussignal" erfolgte war doch mal was neues. Mit Bierflaschen kennt das der ein oder andere ja vielleicht schon ;-)
Was das "durchgestylte" angeht, das traf irgendwie auch auf die Outfits, nur leider diese nicht meinen Geschmack. Komische matschfarbene Overalls, die mehr an hässliche Satinschlafanzüge erinnert haben... nu ja, immerhin besser als das Bild aus dem Programmheft, was wirklich nach "kriskros" aussah... Nu ja, auf dem Bild sieht man ja, dass es auch anders geht ;-) frag mich jetzt nur, warum sie sich mit den aktuellen Klamotten nicht ins Netz trauen.
Die ersten Stücke haben sie dann noch ohne Mikro gesungen, und es sich erstmal mit mir verscherzt. Das allererste war nämlich "Io mi son giovinetta" von Monteverdi, was wir (Junges Ensemble Berlin) beim Chorwettbewerb in Dortmund gesungen haben. Und was ham wir da drann rumgewerkelt... Ich weiß also auch durchaus um was es geht. Die beiden singenden jungen Menschen sind größtenteils glücklich, lachen in der Gegend rum und freuen sich am Frühling. Um das mal so auszudrücken ;-) Da passt es gar nicht wenn die Sänger zwischen Langeweile und Aggression wechseln...
Die zweite Hälfte war dann mit Mikrofonen und fing mit den üblichen verdächtigen an. "Chili con carne"... ist mir nicht sonderlich im Gedächtnis geblieben, kann also so schlimm, aber auch so gut, nicht gewesen sein. Nur die Aussprache, na ja, nicht drüber reden...
Dann "Bohemian Rhapsody", mutig. Was kann man sagen? Die Sänger klangen leider alle total außer Atem, der Tenor war mir viel zu kehlig und der Bass zu nasal. Aber immerhin, ein schön angenehm zarter Sopran. Das is ja auch mal was wert. Leider waren aber auch die Mikros schlecht abgemischt, oder woran sonst auch immer es gelegen haben mag, dass in dem technischen Teil die Begleitstimmen einfach immer viel zu laut waren und sich das überhaupt nicht schön gemischt hat.
Und bei diesem expliziten Stück bin ich jetzt auch langsam gesättigt an a cappella Versionen. Definitiv habe ich meine Lieblingsvarianten auch schon gehört, das brauchts einfach nimmer...
Beendet haben sie ihr Programm dann mit einem serbischen Volkslied, was wiederum viel Spaß beim Zuhören gemacht hat. Keine Ahnung um was es ging, aber sie haben die Sau rausgelassen, sich gegenseitig wechselnd an die Wand gesungen, hier aber dann geplant, würde ich meinen. Das hat Spaß gemacht beim gucken und hören. Und hat mich dann am Ende auch versöhnt. Quasi pünktlich zu ihrer Ankunft in Dresden ;-)

So, weiter ging es dann mit Lalá, aus Österreich, die habe ich 2009 schon in Graz gesehen. Da fand ich sie wirklich gut, und sie hätten einen Preis verdient gehabt. Aber warum auch immer, sind sie im Pop-Bereich angetreten, dabei war das dann doch nun wirklich Jazz, und somit, Thema verfehlt... schade.
Nun ja, hier gabs je keine Themenbereiche, also konnte man gespannt sein.
Und ich muss sagen, ich wurde mit meinen Graz-Erwartungen nicht enttäuscht.
Zum einen, einwandfrei sauber, zum anderen einfach eine wunderbar "in sich ruhende Sangesfreude", ohne viel Tamtam oder aufgesetztes Verhalten. Die vier kommen schön natürlich rüber und so klingen die Stimmen auch. Angenehm warm, und wunderbar zusammen. Kann man mit den deutschen Klangbezirkern vergleichen, finde ich. Insgesamt fand ich die Frauenstimmen beeindruckender als die Männer (und das will ja mal was heißen ;-)), da der Bass manchmal etwas schwach auf der Brust war, aber vielleicht lag das auch an der Technik (über Bässe und Mikrofone und wer da eigentlich noch von alleine im Bauchnabel vibrieren kann und so, da könnte man ja auch mal glatt  ne Arbeit drüber schreiben...). Und der Tenor, nu ja, vor allem ne hässliche Frisur ;-) klang aber sonst eigentlich sehr schön und klar. Durch die Bass-Sache hat dann ab und an mal das Fundament gefehlt, jedenfalls für meinen Geschmack, aber an anderen Stellen war er dann wieder umso mehr und sehr präsent da. Vielleicht auch tageszeitabhängig, wobei das dann sehr kurze Intervalle waren. Nu ja.
Zu den Stücken, es fing an mit einem eigenen (Lalájodler) was ziemlich interessant etwas König der Löwen -artiges mit Gejodel gemischt hat. Damit kam man gut rein, und es wurde auch mal gleich der bandinterne Babybauch vorgestellt. Besonders aufgefallen ist mir dann noch der klassische Part (Locus iste), das war traumhaft schön. Sehr pur und dadurch ziemlich gänsehautverursachend. So muss das sein!
Weiter gab es noch Jazz von The Idea of North (a cappella aus Australien) und Pop von Michael Jackson, kann man nichts gegen sagen, und eine Eigenkomposition, ich nehme mal an auf Österreichisch? Die war auch sehr zu Herzen gehend, ehrlich, ohne viel Getue. Und dabei haben sie dann auch mal nebenbei gezeigt wie super man ein Piano singen kann (im Sinne von "leise"), das haben die meisten anderen Gruppen technisch nicht annährend so gut hinbekommen.
Im Großen und Ganzen, definitiv erstmal meine Favoriten!