Montag, 31. Januar 2011

immer noch London Tag 1 - Konzert und so

Nach einiger Zeit habe ich dann doch noch ein lebendes Wesen entdeckt, schnell drauf zugestürmt, es wirkte kompetent.
Feinstes Oxfordenglisch rausgekramt und dann erkundigen, ob wir vielleicht irgendwo unsere Sachen abgeben können, vielleicht hat ja ne Garderobe schon auf, da wir heute Abend das Konzert besuchen wollen und durch die Anreise aus Deutschland so viel Gepäck mit uns rumschleppen, bla bla bla...Er guckt kurz und meint dann mal den "Stagemanager" zu holen. Huch!? Das ist ja wirklich nett. Und dann entschuldigt er sich auch noch, dass es vielleicht n kurzen Moment dauern würde... höfliche und hilfsbereite Menschen. Muss man ja schon mal sagen!

Nach ner Weile kam er dann wieder, mit dem Stagemanager, der sich dann auch erst mal an Rumsucherei verausgabt hat. Irgendwann kam die Frage wann wir denn auftreten würden (oder sowas in der Art)... Äh!? Ich hab mehrmals von Konzert besuchen geredet gehabt. Soo schlecht kann mein Englisch gar nicht sein ;-)
Nun ja, wir klären, dass wir keine Band sind (dass das aber auch immer wer denkt, der Plan steht das nächste mal einfach n kleines Programm vorbereitet zu haben ;-)). Die Bemühungen werden dadurch aber auch nicht wirklich kleiner. Aber im Endeffekt ziehen wir wieder mit unserem ganzen Kram ab *ächz*, denn wir hätten das Zeugs wohl Backstage stellen können, aber dann hätte er uns nicht garantieren können, dass da nichts kaputt geht (immer dies unvorsichtigen trampeligen Künstler!) und das wäre dann ja alles mit der Versicherung... oder so.
Also beschließen wir mal nicht ganz so viel durch die Gegend zu düsen (so ne Reistetasche ist sehr unangenehm, auf die Dauer), sondern was günstiges zu Essen zu finden und mal die genauere Umgebung zu erkunden.

Also ab ins "schöne" Wetter. Und vielleicht auch schon mal Beweise sammeln, dass Silke wirklich in London ist und damit einige der "to dos" abhacken. Und tadaaa, ein Briefkasten. Nun gut, die Post von der Arbeit hatte sie glaub ich schon in Deutschland abgeschickt, aber ein Beweis ist ein Beweis.
Dann brauchen wir ja nur noch eine Telefonzelle und nen Bus. Damit wär ja dann die rote Fraktion abgearbeitet.
Telefonzelle gesichtet. Auf der anderen Straßenseite. Da die beiden Damen auf meine Anweisungen da jetzt mal rüber zu gehen (gefährliche Straße zu überqueren! Look right!) und sich formschön zu positionieren irgendwie nicht ganz so schnell erfüllen konnten, standen wir da ne Weile lang unschlüssig rum. Muss verdächtig gewirkt haben, denn auf einmal kam n Polizist rum.Panik! Da waren ja sogar noch zweie hinter dem. Wir müssen wirklich seeehr gefährlich gewirkt haben, mit unserem ganzen Kram und überhaupt. Dann die Erleichterung, er will uns helfen. Wobei nur? "You look lost" Ich erwähne jetzt mal nicht, dass wir den Satz noch einige Male zu hören bekommen werden... Tz, wir waren nicht lost. Wir waren am Planen! Ich erkläre ihm also relativ kompliziert, dass wir keinesfalls "lost" sind, sondern nur überlegen die Telefonzellen zu knipsen, und aber die Straßenführung uns stört und überhaupt. Irgendwie macht das das Ganze nicht besser. Jetzt will er uns beim Knipsen helfen.Das wird irgendwie peinlich und wir erklären, dass das schon alles gut so ist, wir kommen aufm Rückweg noch mal vorbei....
Nix wie weg ;-) Noch n bissel sinnlos in der Gegend rumgelatscht und komisch dann  zusammengewürfelte Architektur betrachtet und aufm Rückweg ab in ne Pizzeria. Da schiens günstige Angebote gegeben zu haben. Also jedenfalls wenn man den richtigen Maßstab ansetzt :-/
Auch egal, Hauptsache wir haben uns, dann muss man den Spinat in den Nudeln und das Hackfleisch (für "meat friends") auf der Pizza auch gar nicht wirklich finden. Dann reicht ein Strohhalm, ne bunte Umgebung und ne Palme und schon is man im Urlaub.... Und kann da dann auch ne ganze Weile rumhängen und Zeit vertrödeln, damit man nicht durchs nieselige London mit viel zu viel Kilos.. .ich glaub ich erwähnte das schon mal.

Irgendwann haben wir uns dann doch zu unsere musikalischen Homebase zurück begeben, denn dann ging es ja schon fast mit dem Konzert los.
Zu Anfang kamen The Oxford Gargoyles, die Gewinner des Voice Festival UK 2010. Ein Haufen netter junger Menschen, die wirklich ziemlich gut zusammen gesungen haben. Nichts absolut weltbewegendes, aber hat Spaß gemacht. Auch wenn die Mädels meistens mehr mit ihrer etwas knappen Kleiderlänge beschäftigt waren und sie irgendwie alle sehr übermüdet gewirkt haben, aber so groß einen Jetlag können sie ja eigentlich nicht gehabt haben ;-)



Und dann, The Real Group. Ich habe ja bestimmt schon mal erwähnt, dass die absolut genial sind, Spaß machen sich anzugucken, anzuhören und irgendwie. Nu ja, ganz weit oben spielen. Also hab ich da auch gewisse Erwartungen. Seit meinem letzten Konzert gab es beim Bariton einen Wechsel, neuer Jungspund im Team. Ich war also auch gespannt. Und überhaupt, es war mein Geburtstagskonzert... Und nun ja, dann kam die erste Hälfte.
(Mats Bäcker)
Und ich bin doch schwer enttäuscht worden. Schon das erste Lied wurde extrem schnell eingezählt und dann auch so schnell runtergespult. Das haben sie dann auch leider bis zur Pause durchgehalten und damit kamen dann einige Probleme einher.
Nicht nur, dass, für meinen Geschmack, dann alles recht gestresst und unentspannt gewirkt hat, es schlug zudem auf die rhythmische Präzision und die Intonation. Das was die Real Group sonst besonders auszeichnet, eben ihre Präzision und trotzdem dabei lässig zu wirken, das alles war irgendwie weg. Halt ganz davon abgesehen, dass es mitunter wirklich sehr unsauber war. Man muss das natürlich in dem Kontext der Real Group sehen, es war jetzt keine schlechte Sache, aber einfach
ne logische Folge..
Und über die Klamotten mancher Damen muss man eigentlich gar nicht mehr reden. Ab nem gewissen Moment hat das nämlich nichts mehr groß mit Geschmack zu tun, sondern mit einer relativen Unbekleidetheit...
Jedenfalls, auch wenn um mich rum zur Pause doch erstmal relativ viel Euphorie war, ich hab gesehen, dass die fünf (bzw. zumindest die vier davon die ich schon kannte, und Marten schien eigentlich doch noch am sichersten von allen)  das viel besser können und so einen Auftritt eigentlich nicht "nötig" haben.
Ich hab dann auch in der Pause n bissel rumgelauscht und doch auch die ein oder andere kritische Stimme gehört, lag also nicht nur an mir und was auch immer..
Nach einigen Minuten gings dann weiter, und siehe da, viel entspannter. Und prompt hat sich mein kritischer Gesichtsausdruck wieder etwas verflüchtigt und ich muss mir noch keine Sorgen um Falten auf meiner Stirn machen. Jetzt war wieder die Real Group da wie ich sie kannte, sauber, präzise und präsent. Fein :-)
Da konnte ich mich auch wieder an Medleys der schwedischen Berühmtheiten, sinnlosen Maschinen und dämlichen Partygehabe erfreuen.



Auch wenn ich Peders doch sehr prägnante Stimme vor allem bei "seinen" Stücken (Mister Father, zum Beispiel) sehr vermisst habe, so gefällt mir der neue Mann glaub ich ganz gut. Marten wirkte wie gesagt in der ersten Hälfte fast noch am sichersten und singen kann er auf alle Fälle. Wenn Peder dann mit Arrangements und Kompositionen erhalten bleibt, dann denk ich kann man das auf Dauer schon irgendwie verkraften.
Am Ende ging dann jedenfalls das ganze Publikum mit dem typischen Gøta-Ohrwurm raus, das hat einen dann fast bis zum Bahnhof begleitet.

Wir sind dann nämlich doch zu keiner Party geblieben, sondern haben uns lieber auf einen längeren, aber zu dem Zeitpunkt zum Glück noch nicht so beschwerlichen, Weg in die Zone 5 gemacht. Weit weit weg vom Zentrum. Ab zu unserer Couch, einer süßen "humble" Baustelle hinter einer ungepflegten Hecke. Eine kleine Straße voller Doppelhaushälften, mitten im Nirgendwo, nur durch eine Bushaltestelle und eine Autobahn mit der Außenwelt verbunden... Danny unter die Lupe genommen, für nett aber ziemlich arbeitswütig befunden (den halben Tag Feuerwehrmann, dann noch ne eigene Firma und den Rest der Zeit baut er auf eigene Faust an seinem Haus rum, wann schläft der?), Betten aufgeklappt und eingepennt.
Ich hab dann auch gelernt, wenn man nur so wenig Platz hat, dass man von beiden Seiten festgequetscht wird, dann kann man nach ner Weile auch einschlafen ohne sich vorher hundert Male zu drehen ;-)

Fortsetzung folgt mal wieder.
Werde ich mich je wieder aus meinem "Bett" befreien? Kommen wir überhaupt wieder ins richtige London rein? Was machen wir an nem Tag ohne Konzerte? Und wer sind eigentlich David und Goliath?

1 Kommentar:

  1. Ich mag deine Cliffhanger. Du machst das sehr schön. Triffst auch alles und erinnerst mich an lauter Kleinigkeiten, die mein altes Hirn schon wieder vergessen hatte. Freu mich auf Teil 3.

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