Donnerstag, 23. Juni 2011

Ein Konzert mit Gewitter...

oder, ein Konzert mit Perpetuum Jazzile.
Und ganz vorne weg, ein Konzert mit Peder Karlsson (Gründungsmitglied und ehemals Bariton der Real Group). Aber der Reihe nach...

Vor einigen Tagen hab ich endlich mal wieder meine Konzertabstinenz brechen können. Und das gleich in Berlin. Und quasi fast noch vor meiner Tür. Fein :-)
Und dann noch mit einem in Deutschland einmaligen Konzert. Der Auftritt in der Urania war nämlich das einzige Konzert von Perpetuum Jazzile, bevor sie sich dann nach Amerika aufgemacht haben. Gefällt mir ;-)
Also hab ich brav in meinem Les-Mis-Chor Werbung gemacht, da sich das Konzert mit unser Probe gedeckt hat und dann auch genügen Leute abgeworben um zum einen mit einer netten Gruppe aufs Konzert zu gehen und zum anderen keine Probe zu verpassen, da die dann wegen zu geringer Beteiligung abgesagt wurde. So kann das ruhig öfter laufen ;-)

Als "Vorchor" gab es die J*zzv*c*ls aus Berlin. Ich hatte die schon letztes Jahr bei der Fête die la musique angeguckt. Und obwohl ich ja nicht so sehr für Pop-Jazz-Chöre zu haben bin, hab ich mich auch hier mal wieder zu einer Ausnahme hinreißen lassen. Der einzige Chor in diese Richtung den ich bis dahin gut fand waren Vocal Line, die auch nicht im entferntesten zu erreichen waren, aber es hat Spaß gemacht ihnen zu zuhören, klang schön und war auch diese Wiederholung wert.
Auch wenn nicht alles perfekt war und sie doch alle sehr unter Strom zu stehen geschienen haben (sagt man das so?) war es wieder ein nettes Konzert. Nicht das übliche schleppende schwergängige pseudogejazze mit immer den gleichen Popliedchen dazu. Kann man sich durchaus mal anhören wenn wieder ein Konzert ist. Auch wenn mir kleinere Ensembles immer viel lieber bleiben werden.

Zu hören gab es unter anderem etwas von der berühmten Jazz Band "The Beatles" ;-), den Soul Bossa Nova, den man auch schon von den Swingle Singers gehört haben kann (unter anderem in diesem Video, live in London und fast schon geflashmobt ;-) http://www.youtube.com/watch?v=GdHphy_OZGI) und wieder Stücke von Rajaton, als Chorvariante auch sehr schön, wobei da doch nie die Leichtigkeit der Originale erreicht werden kann.
Zu sagen bleibt auch, nicht jeder Chor muss komplett schwarz oder gleich mit Gospelschals behängt sein ;-) es geht auch schwarz-weiß ohne den Schulchoranblick zu erzeugen. Find ich gut.
Ein bisschen gucken kann man im Youtubekanal: http://www.youtube.com/user/jazzvocalsberlin


Nach einer kurzen Pause in der ich ein bisschen Werbung gemacht habe, endlich mal in eigener Sache ;-)
JEB... Jung und einsam in Berlin? Wir brauchen neue Männer :-D
Sollte ich mich mal ganz verzweifelt auf die Suche nach nem Mann machen, weiß ich jetzt wie. Einfach mit nem Flyer in der Hand los und Fragen ob er Sänger ist. Die meisten geben einem dann ihren Single-Status durch. Rede ich so undeutlich? ;-) Und erstaunlich viele reagieren dabei sehr erfreut. Ok, wenn man auf nem Chorkonzert ist, dann ist die Sängerdichte wohl auch größer als sonst, aber trotzdem. Ich werde demnächst mal wieder an geeigneter Stelle auf Werbetour gehen. Dabei hab ich doch grad erst zwei neue Bässe organisiert... nu ja, Tenöre sind ja immer noch Mangelware, es gibt viel zu tun...  Aber okeh, aber weiter im Text.

Nun gings ja erst richtig los, Perpetuum Jazzile.
Zuerstmal stand da so ein Synthesizer-Keyboard auf der Bühne, das hat mich ein bisschen irritiert. Bei a cappella gibts ja viele komische Zwischen-Instrumente (Flaschen, Plastik"bongs", Klobürsten, Mini-Bienenkörbe, Plastikbecher, Eier und manchmal auch ne Blockflöte) wo man sich drüber streiten kann, aber das war ja ohne Zweifel doch ein "richtiges" Instrument... nun ja, zum Glück war der nur ab und an dabei. Auch wenn er in den meisten Stücken trotzdem hätte weggelassen werden können war er ganz gut eingesetzt denke ich. Auf jeden Fall nicht zu aufdringlich, vielleicht ganz gut für die Diskostimmung...?

So, was gibts denn alles so sonst zu sagen? Auf jeden Fall, es hat mir echt Spaß gemacht. Wenn man weiter als Maßstab Vocal Line sieht, dann sind sie da zwar nicht ran gekommen, aber das liegt vielleicht auch nur an der Programmausrichtung. Wie gesagt, es hat sehr viel Spaß gemacht und das wars vielleicht auch... Ein bisschen einseitig auf Feiermusik ausgerichtet und für meinen Geschmack dann doch zu selten mit leisen ruhigeren Tönen, wo man dann auch noch andere musikalische Seiten hätte zeigen können.
Sie haben halt eher die Vielfalt der Party-Musik gezeigt, das ging von Bee-Gees-Medleys mit sehr prägnanten choreografischen Bewegungen (die zum Glück so gehalten waren, dass es wirklich schön anzusehen und nicht nervig wabernd war [wie ich das sonst so vom ein oder anderen Popchor kenne, wo mir dann immer eher seekrank bis schlecht wird...]) über slowenische Sommermusik (die mich sehr an dieses dragostea din tei - Lied erinnert hat) und südafrikanische Hymnen, bis hin zur Ode an die Freude (Joyful, joyful), Partymusik halt. Generell gab es viele Medley, so auch eins mit Broadwaymusik und Michael Jackson, der darf ja eh nie fehlen. Hier waren dann die passenden Accessoires parat und erklärten auch, warum beim klassischen Beginn noch alle Sänger die Hand hinterm Rücken hatten.
gezischel, das kann nicht nur an der Sprache gelegen haben ;-)) und vor allem Schwächen im Piano. Es macht halt doch einiges aus, ob man auch in leisen Passagen noch Kraft in der Stimme hat, und da hat es einigen Sängern drann gemangelt. Aber gut, ist ja auch kein klassischer Chor, aber dann sollten sie vielleicht die Ausflüge in die Klassik lassen. Für die ruhigeren Momente gibt es ja auch Popballaden und so. 
Eine der sehr wenigen Balladen war dann "True Colors", wo ich mich sehr an Glee erinnert gefühlt hab... und es war auch ziemlich schön, vor allem durch die Lichttechnik... denn da sind dann auch einige musikalische Schwächen aufgetaucht ich kanns an der Stelle gar nicht genau definieren, aber es klang nicht mehr dicht genug und gleichzeitig zerbrechlich, wie ich mir das bei einem solchen Stück vorstellen würde, sondern zu massig. Und vor allem die gemeinsamen Absprachen und ab und an die Intonation haben da gelitten. Aber es hat ja jeder seine Stärken, und bei denen liegen sie vielleicht einfach mehr in der Guten-Laune-Pop-Musik. Das haben sie jedenfalls wie gesagt sehr gut gemacht.
Natürlich gab es dann auch "das Gewitterlied" für alle, dies aus irgendwelchen Gründen noch nicht gesehen haben:

Schon vor den ersten Schnipsern hatte das Publikum die Sache erkannt und ist in großen Applaus ausgebrochen (der dem ein oder anderen hinter mir auch erstmal erklärt werden musste, hat halt doch noch nicht jeder gesehn)
Hier war dann schön zu erkennen, wie der Beatboxer am Rand den einzelnen Chorteilen die Einsätze zum Springen gab und anzeigte wann welches Geräusch zu machen war.
Ah ja, Beatboxer. Der stand übrigens die ganze Zeit mit einem Extra-Bass (der eher wie ein Bodybuilder aussah und mit einem extra Schummel-Mikro ausgestattet war, ja, is nun mal so...) am Rand. Die waren so ne kleine Sondereinheit (wie es sie innehalb der Stücke immer mal wieder gab, kleine Dreiergrüppchen, die zu Soloeinlagen nach vorne kamen). Natürlich gab es dann auch ein Beatboxsolo. Da ich ja sowas nun doch schon einige Male gesehen habe war ich nicht so beeindruckt wie der Rest des Publikums, aber die Idee war schon nett. Er hat uns mit Geräuschen aus seiner Kindheit, beginnend mit dem Herzpochen seiner Mutter, dann dem Rasierapperat seines Vaters und unter anderem auch der Straße vor seinem Elternhaus mit den verschiedenen Autotypen beglückt.
Ein weiteres Solo gab es dann bei "Ticket to ride" (hatten sie am Anfang wohl doch Recht mit der bekannten Jazz-Band), und zwar von Peder Karlsson. Wie ich ja ganz am Anfang sagte, das war eigentlich auch ein Konzert von ihm. Denn auch wenn er hier nun wohl sein eigentliches Solo hatte (in vorm von einer Beatboxeinlage), so war er sonst auch weit mehr als ein musikalischer Leiter, bzw. Dirigent. So viele Tanzeinlagen habe ich noch nie in einem Konzert gesehen, geschweige denn von einer Person alleine. Und allein schon dieses Rumgespringe und Gefeiere von ihm war das Geld absolut wert. Zum Ende dann noch eine Zugabe auf der "Handharmonika"... fein! Ich mag den Peder...
Der Chor hatte vorher aber auch noch seine Zugaben, irgendwie haben sie mit Applaus gerechnet... zum einen gab es "Gøta", eigentlich ja von der Real Group, aber da es eine Komposition von Peder Karlsson ist, war das gar nicht so verwunderlich. Ich muss sagen, sie haben ein schweres Erbe damit angetreten. Von der Real Group ist es einfach klasse, und deren Niveau haben sie damit auch nicht erreicht, es klang einfach viel zu massiv und hat eher mit Lautstärke als durch Brillanz bestochen. Aber ich glaube mit einem so großen Chor kann man es nicht viel besser machen, auch wenn sie alle ein bisschen nervös dabei gewirkt haben, Peder schien zufrieden und wenn man nicht weiß wie es noch so klingen könnte...
Zu guter Letzt gab es dann noch mal slowenische Musik. Laut Peder nur fälschlicherweise als österreichische bekannt geworden. Nun ja, ich weiß es nicht ;-) zum Glück bin ich trotz der Ohrwurmdrohung ohne Akkordeongedudel im Kopf nach Hause gegangen. Das war durchaus ziemlich witzig, aber ich denke jeder kann sch vorstellen was unter einem Medley der schönsten Akkordenmelodien zu verstehen ist, von mir aus kann es gerne slowenisch sein, solang es nicht als deutsche Musik verstanden wird und ich nie wieder in der S-Bahn damit genervt werde... :-D

War jedenfalls ein rundum schönes Konzert, ab und an etwas laut, aber da muss man mit dem Techniker reden und zum Spaß haben, abschalten und viel a cappella auf einmal zu haben schwer geeignet. Sollten sie also noch mal nach Deutschland kommen...
Und wer mal gucken mag, hier sind einige Fotos:
http://www.facebook.com/media/set/?set=a.10150165557478023.349740.21555533022

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