Dienstag, 21. Juni 2011

Krichy in Skandinavien

oder so ähnlich. So komme ich mir jedenfalls im Moment verstärkt vor.
Denn nicht umsonst sitze ich plötzlich einmal die Woche mit um die 60 Leuten in einem Raum und zerbreche mir die Zunge bei dem Versuch einen Laut zwischen o/u/ö/ü und was nicht noch alles zu machen. Und dann gibt es von diesem Laut natürlich auch noch hundert verschiedene Aussprachemöglichkeiten. Und überhaupt, da fehlt noch ein weiches g und ein zischendes t...

Wie kommts? Wir machen a cappella, und wie man in letzter Zeit vermehrt sieht, gehört a cappella skandinavisch.Oder warum sonst sind alle wirklich genialen Gruppen in der letzten zeit aus Schweden, Dänemark und Finnland...? (The Real Group, Vocado, Club for five, Vocal Line und neu dazu nu auch Postyr usw. usf.)
Nun ja, jedenfalls ist unser Konzertprogramm für das Sonntagskonzert des Chorverbandes in der Philharmonie zur Hälfte in diesen Sprachen.
Eigentlich ganz schön, aber leider mehr als verwirrend. Denn auch wenn Blumen auf allen drei Sprachen (uns standen Schwedisch, Norwegisch und Dänisch zur Verfügung) irgendwie "bloumen" heißen, dann wird das "ou" doch in jeder Sprache anders ausgesprochen. Auo, oau, öu... wie auch immer man das dann schreiben könnte. Und da kann man gut drann verzweifeln.

Das wichtigste in meiner Lektion über die Sprachen des Nordens, schreib dir gleich oben hin welche Sprache das Stück hat. Grob seht das ja irgendwie auch alles gleich aus...
Es gibt schöne neue Unbekannte: ø, å, æ die immer wieder auftauchen, aber man sieht ihnen ja nicht an wie sie ausgesprochen werden.
Daher neben die Sprache gewisse Besonderheiten schreiben.

Dänisch, das ist die Sprache mit der Kartoffel im Mund, da wo man sich ab und an einen Finger in den Mund stecken soll um den schönsten aller Konsonanten zu sprechen. Leider sind wir dazu nicht in der Lage. Und wenn man sowas mit 60 Mann im Konzert macht, dann sollte man schon lieber in einer Comedykategorie auftreten. Also doch lieber Zunge brechen. Auch wird hier ein T immer mit Z gesprochen, daher also ein ZettTee ist (und kein tz), das kann auch in Komplikationen enden. Ein Glück, dass man dafür sonst überhaupt fast alle Buchstaben weg lässt oder es gibt keine Regeln nach denen man sie ausspricht. Wunderbar!

Norwegisch... das ist die Sprache in der jeder spricht wie er will, wenn man Micha glaub ;-) der das aber auch nur aus dem Schwedischen ableiten kann. Wichtig zu wissen ist hier, es gibt Prozentangaben ein o, was zu 20% aus einem u besteht. Viel Spaß beim Ausrechnen... Dann enden fast alle kurzen Wörter mit nem g, aber ob man das Mitspricht hängt irgendwie von der musikalischen Interpretation ab.
Ös,Os und Us, mischen sich fröhlich und sind nicht zu unterscheiden und man fragt sich das erste Mal im Leben, ob es auch Doppel-Ös gibt. E klingt wie I, aber wenn man ein I drauß macht is es natürlich genau falsch. Vieleicht gibt es hier auch Prozentangaben?
Im Zweifel berlinern, "aal wet juut", lieber ein o mehr als eins zu wenig und man ist auf der richtigen Seite. Wenn man mit dem richtigen Norweger spricht ;-)

So, zu guter letzt Schwedisch... Ich dachte immer das hätte ich schon viel gehört, aber auch hier ist man schnell auf verlorenem Posten. Der Stockholmer an sich redet wohl anders als alle anderen. Schade.
Es tummeln sich Rs, die nicht auszusprechen, aber vielleicht doch zu singen sind. CHs, die zu Gs werden, aber dann bitte nur angedeutet und man ist plötzlich in der Verlegenheit eine Mischung aus SCH und CH zu machen. Was das Spuckpotential angeht nicht mehr weit weg vom Beatboxen. Und immer wieder steht man vor der Frage, ob sich dieses harmlose kleine U nicht doch als ein Ü getarnt hat... nach welchem System es das macht? Keine Ahnung, hängt vielleicht davon ab, ob es aus Stockholm kommt...

Ganz am Ende sitzt klein-Krichy da und hört sich hunderte Aufnahmen an, um eine einheitliche Aussprache rauszuhören. Und dann steht man da und fragt sich wie man das aufschreibt, vor allem so, dass man es nicht nur selber, sondern die anderen 60 auch verstehen.
Und nach ewigen Diskussionen und Stunden des Ohrenblutens sagt man sich "nie wieder"... wobei natürlich total klar ist, dass man sich im nächsten Projekt doch wieder irgendwas aufhalst um zu helfen und damit das Leben schwer macht. Wir blöden guten Seelen ;-)

Benefizkonzert - Generalprobe (stimmungsvoll *g*)


Ach ja, wenns dann zur Übersetzung kommt... nein, eigentlich gar nicht so schwer, oft hört es sich doch nur an wie gelispeltes Deutsch mit zu vielen OuA-Lauten und nem Finger im Mund ;-)
Und die Konzerte waren übrigens klasse... jetzt kann ich alles auswendig. Auch die Aussprache...  



 
Wers noch mal hören mag kommt übrigens am 27. August zur "Langen Nacht der Museen" einfach in die Liebermann-Villa am Wannsee. Da gibts noch mal alles was wir so an skandinavischen Dingen zu bieten haben :-)


2 Kommentare:

  1. Du hast Fork vergessen! ; )

    Und welcher ist der schöneste aller Konsonanten?

    Und ja, das Konzert war schöööön! : )

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  2. Would have loved to hear that concert. Actually Bobby McFerrin told me that he was more into learning about the sound, articulation and timber in the worlds different languages, than he was learning to sound like a trumpet or a drum-set. I couldn't agree more. The different sounds we hear in different languages really is musically inspiring. I never learned German in school, but with Vocal Line and now Postyr Project I've been travelling a lot in Germany and I really think that a peoples language affects the way the act and behave. Or maybe it's the other way around. I really like the German language and are starting to dig into it (on our roadtrips with "Learn German In Your Car").

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