Samstag, 14. November 2009

Last time we were in Cadence....

So, dann war ich also mal wieder in Dresden. Zum einen zum Geburtstag feiern, zum anderen natürlich wegen eines Konzerts. Cadence aus Kanada waren am 12.11. zu Besuch und das wollte ich mir natürlich mal absolut nicht entgehen lassen. Die sind auf CD schon so klasse! Und als ich dann gesehen hatte, dass sie nach Deutschland kommen...
Und auch wenn andere Stimmen mal meinten, dass sie live nicht so toll wären wie auf CD (so in der Art), kann ich schon mal vorweg sagen, dass ich da anderer Meinung bin. ;-)

Nun ja, jedenfalls und der Reihe nach.
Ab gings ins Societätstheater, und dank einer nett gesponsorten (Sponsoren, -soren, -soren) Monatskarte wieder mal Geld gespart.
Nach kurzer Wartezeit auf einem extrem bequemen in der Ecke stehenden roten Versinkesofa (ja, wir waren eigentlich als Deko angestellt...) kamen unsere Karten und dann gings relativ bald nach oben, ab in den „Saal“, etwa 150 Leute (Schätzungsrecht bei Sandra) passen da rein, also schön kuschelig.
So kuschelig, dass schon wer auf meinem absolut mittigem Platz saß. Nach ner Weile war geklärt, dass Dresden nicht nur bei Reihe Null mit dem Zählen anfängt, sondern (dank asiatischem Aberglauben?) Reihe vier weg lässt und die dafür doppelt verkauft. Also hatte dann doch am Ende jeder seinen eigenen Platz und ich konnte wieder bei meinen Mädels sitzen. Alles super :-)
Verheißungsvoll standen vier Barhocker auf der kleinen Bühne und wir waren gespannt. Im Programmheft zu den Jazztagen konnten wir dann auch mal wieder sehen, dass mein bei Skoda immer an Jazz denken muss, scheinbar nicht nur wenn man in Mainz beim Vocal Jazz Summit dabei war...

Dann ging auch relativ bald das Licht aus, ein Herr kam auf die Bühne, dann sofort drei weitere (nur kurz erwähnt, höchst schick im Anzug und unter anderem trendfarbigem Hemd mit schön passend gemusterten Schlipsen) und eh mans groß gemerkt hat gings auch schon richtig los.
Für meinen Geschmack war das erste Lied ein bisschen zu laut, aber das hat sich danach sofort eingepegelt gehabt und ab da war der Ton perfekt.
Los gings mit „The dry cleaner from des moines“. Das kannte ich schon von CD und damit wars irgendwie ein schöner Einstieg und man kam sich fast wie zu Hause vor. Auch wenn das Arrangement schon dünner als auf CD war und mir daher was gefehlt hat. Sie sind halt nun mal nur vier und es klang ja auch trotzdem klasse. Sehr schnell, sehr jazzig, sehr präzise, toll :-)
Dann gings weiter mit Fitness. Denn das wird eine interaktive Show. Alle mal schön den rechten Arm hoch, wirklich ganz hoch. Und dann den linken, rechts, links, rechts... beide... ausstrecken nach rechts, links, rechts, nein.. nicht den Nachbarn abstechen... und noch mal hoch und dann mit beiden Händen winken. War ja klar, dass da noch was kommen musste. Er wollte schon immer mal das Publikum sowas machen sehn.
Dann waren wir jedenfalls schön warm und hatten auch gut was gelacht, hätte nie gedacht, dass Fitness so spaßig sein kann ;-)
Weiter im Text mit der interaktiven Show. Mitsingen. Ist ja relativ mutig, schon beim zweiten Lied, aber warm sind wir mir ihnen ja schon geworden. Haha.
Es gab Minnie the Moocher. Eidieidi und so, kennt man ja. Nur dass man in der ersten Reihe dann auf ein mal gleich das Mikro vor der Nase hat. Ok, aber weg gerannt ist keiner. Beruhigend.
Weiter weiß ich die Setlist jetzt nicht mehr auswendig ;-) aber ich bin da ja eh nie so hinterher...
Es gab noch einiges an wunderbar schnelle, „fetzigen“ manchen mehr und manchen weniger jazzigen Sachen. Viel Trompeten, ein total schöner (und trendfarbiger *g*) Bass, der meines Erachtens nach gar nicht (oder fast nie) nach unten geregelt wurde und trotzdem wunderschön tief war, aber sehr natürlich wirkte. Klanglich waren sie klasse auf einander eingespielt, total sauber und rhythmisch einfach unheimlich präzise. Wirklich so wie auf CD. Ab und an gabs auch Mundharmonikas zu bewundern, einen Tenor mit sehr speziell kratziger Stimme (der den Schlafrekord mit 15 Stunden hält?) und dann noch einen abwechselnd nach Elvis oder Johnny Cash klingenden „Hauptsänger“, der dann auch mal sein deutsches Notebook ausgepackt hat. Denn „last time we were in Cadence...“, da hat er sich was aufgeschrieben, extra mit Betonung und so. Ok, schnell wurde geklärt, dass er natürlich „Germany“ meint und sein Gehirn wohl in Kanada gelassen hat. Und dann wurden wir informiert, dass sie jetzt alle russischen Komponisten in drei Minuten versingen werden. Die englische Übersetzung hat dann fünf daraus gemacht, nu ja... ich kann auch nicht auf jeder Sprache perfekt zählen ;-)
Dann gab es kurz die Nachfrage, ob denn wer im Raum sei, der kein Deutsch sprechen würde, bzw. jemand, der Aarons Deutsch nicht verstehen würden. Man einigte sich dann darauf, dass es sich hier nur um zwei Personen handeln könnte (außer denen auf der Bühne, aber da hatte sich auch nur einer gemeldet), nämlich zwei Damen aus Kanada, von denen die eine (Nathalie?) zufällig mit Ross auf der Bühne (dem kratzenden Tenor) verheiratet war.
Was ein Glück. Also gings los mit Rachmaninov, Prokoviev, Dimitrieov off off off und wie sie alle heißen. Das Lied hatte ich beim Bundeswettebwerb Gesang erst gehört, da aber auf Deutsch. Jetzt auf Englisch und leicht verjazzt habe ich aber den Witz am Ende nicht verstanden, scheint aber nicht an mir gelegen zu haben, denn um mich rum konnte es mir auch keiner erklären. Nu ja... es fehlt der Sauerstoff, im Deutschen ;-)
Dann waren sie doch sehr neugierig, wer denn im Publikum schon je mal was von ihnen gehört hat. Hm, ich kam mir da doch selten einsam beim Melden vor. Neben Sandra und mir haben sich nur zwei andere gemeldet, dazu wurden schnell noch die Damen aus Kanda gezählt und dann beschlossen, dass es sich durchaus lohnen würde kurz für die CD Werbung zu machen. Ich hab das ja schon mal getan, also überspringen wir das mal. Auf jeden Fall wusste ich dann in dem Moment, dass ich nachher für gewisse Leute insgesamt sechs CDs kaufen würde, dabei kann es gut sein, dass ich in dem Raum der einzige aus Deutschland war, der die CD schon lange und in echt und überhaupt zu Hause hat...
Auf jeden Fall haben sie sich gefreut, dass wir alle gekommen sind und dass es ausverkauft ist soweit sie gehört haben (und Recht ham se ja gehabt, es standen sogar noch Leute auf den Treppen am Rand) und dass sogar ein Kind vorne saß (geh nicht weg!).
Nachdem der Bariton kurz von seinem verheiratetem Glück und seinen auf der Hochzeit singenden Freunden erzählt hatte, haben sie dann ein hebräisches Hochzeitslied gesungen, es muss halt nicht immer Jazz sein. Sehr schön wars! Kurz gabs noch ne Erklärung wie das ganze hin und her übersetzt wurde und es kam die Frage auf, was das ganze denn nun bedeuten würde („... did you pay for that dress...!?“) und schon war die Stimmung wieder sehr locker.
Auf jeden Fall waren die vier sehr gut drauf, hatten total ihren Spaß, wir auch und haben auch schön spontan reagiert.
Nachdem es direkt nach einem Schlussakkord ein herzhaftes Niesen ausm Publi gab, kam von der Bühne die Überlegung, dass dies genau das war was dem Stück noch gefehlt hat. Ein bisschen vocal percussion, was dann eine kleine Impro-Nies-Percussion-Runde nach sich zog. Es gibt also mehrere, die den Trick mit dem Snare-Niesen kennen ;-)

Dann wurden wir irgendwann in die Pause geschickt und auf dem Rückweg hab ich gleich mal die ersten Leute mit frischer CD in der Hand gesichtet. :-D
Wieder ging es sehr abrupt weiter, da bin ich wohl echt nicht drann gewöhnt. Und wieder ging es mit einem CD-Lied los „Perhaps perhaps perhaps“. Das mag ich ja auch total gerne. Und wieder war es etwas dünner als auf CD gewohnt (und geliebt), aber trotzdem toll. Vor allem schöne Trompeten. Und die Dame die es zu besingen galt war die Ehefrau, was ein Glück, dass die ja zufällig auch grad in Dresden war. Das hab ich ja auch nicht gehabt... Sie hat dann auch „ja“ gesagt, noch mal Glück gehabt. Wobei ein bisschen Buhlerei, Charme und Körpereinsatz schon nötig war. Und er hat uns dann auch versichert, dass es bestimmt Ärger gegeben hätte, wenn er wen anders angesungen hätte.
Was gab es denn noch so? Ein wirklich wunderschönes Bass-Solo, der kann auch gut hoch, muss man sagen! Und einiges von kanadischen Komponisten, die wir verbotenerweise alle nicht kannten, aber natürlich nach dem Konzert losstürmen würden um alle deren CDs zu kaufen. War auch wirklich schön, aber ich konnte mir die Namen nich merken. Und ich hab ja auch eh kein Geld über, also noch ma Glück gehabt ;-)
Zu den kanadischen Dingen gehörte dann auch eine Eisenbahn-Trilogie. Muss man auch mal gehört haben ;-) und ja, alles in Kanada klingt so. Wissen wir doch.
Es waren Pferde dabei (hier wär Platz für Sandras genialen Wortwitz, darf sie aber selber schreiben, wenn sie das denn hier brav liest *g*), Cowboys und eine sehr authentische Eisenbahn. Mööp mööp. Sogar mit Dampf(geräuschen).
Weil die vier Herren so nett sind, gab es dann einmal für das eingeschüchterte Publi sogar Klatschanweisungen. Nachdem ein Typ einmal sehr voreilig mitten ins Lied geklatsch hatte, gab Aaron dann beim nächsten Schluss sehr gönnerhaft ein Kopfnicken von sich, damit auch der letzte unmusikalische Dresdner beruhigt klatsche konnte. Dabei waren wir doch alle nur vom schönen Klang gefesselt!
Dann wieder was kanadisches, „Both sides now“. Hatte ich ja nun von Vocal Line und den Swingle Singers gehört und mag ich auch von beiden sehr gerne. Jetzt gab es das ganze im Cadence-Arrangement und eigentlich finde ich die auch alle total klasse (und hör die auch gern bei anderen Gruppen). Aber das hat mir irgendwie nicht ganz so gut gefallen. War zwar super gesungen, aber jetzt im Vergleich stehts bei mir persönlich hinter den anderen. Zum einen war es mir insgesamt zu hoch, dann einfach irgendwie zu „künstlich“ und mit zu viel „Geschleife“ hoch und runter... aber wer weiß wie ich es gefunden hätte, wenn ichs noch nicht anders gekannt hätte.
Dann gabs noch mal eine Fragerunde mit dem Publikum, was heißt „live“ auf deutsch...The street where you live? Die braven Deutschen übersetzen natürlich vorbildlich „leben/wohnen“ nur kann der arme Aaron diesen Gedankenstrich natürlich nicht hören und das wieder zu klären hatt dann auch nicht mehr geklappt. Kurze Diskussion auf der Bühne „leven-hohnen“, sind das nicht die komischen Hosen die man im Süden trägt? War eine sehr nette pantomimische Vorstellung ;-) Und dann kamen wir in den Genuss von „Die Straße in der du leven-hohnen.“ Sehr schönes Lied und Publi war begeistert.
Dann waren wir leider fast schon am Ende angekommen. Die Frage, ob wir denn noch ein Lied hören wollen wurde natürlich nicht bejaht, sondern begröhlt. Und ja, mit sechs weiteren geben wir uns natürlich auch zufrieden.
Dann gab es noch mehrere Medleys, die kommen ja irgendwie immer am Schluss. Viel she-bumm (und nein, es ist keine a cappella Version die wir da kannten, ein gewisser Schuß Bläser ist da schon dabei *g*) und zappedidu (wie auch immer man das schreibt) und einen Typ im Publikum, der wirklich sehr überzeugend bassig singen konnte, als im plötzlich das Mikro vor die Nase gehalten wurde, ob er nur aus Zufall wie der Kurt-Bass auf der Bühne klang?

Nun ja, irgendwann ist auch dieses Konzert wohl oder übel vorbei. Und es galt ja noch eine gewisse Einkaufsliste abzuarbeiten. Und ich hatte meine Hose dabei ;-)
6 CDs erstanden (die Dame am Stand war leicht irritiert) und dann ab mit der Hose zu den vieren. Die waren auch sehr erfreut über meinen Einkauf, vor allem nachdem ich erklären musste die CDs ja schon zu besitzen und dass die hier ja für arme Freunde in Hannover sind, die nicht zum Konzert kommen konnten. Ich soll übrigens schön grüßen ;-)
Dann haben wir abgemacht, dass sie bei ihrem nächsten Deutschlandaufenthalt nach Berlin kommen (na wenn sie Deutschland eh schon so schön finden und auch aufm Hinweg schon über Berlin gekommen sind...) Ich will nämlich noch mal hin! (Und Kanada is n bissel zu teuer...)
Dann wurde die Hose bewundert, liebevoll (zum Teil in der Kniekehle! Hilfe! Ich bin doch kitzelig...) bekritzelt und kommentiert... Ja, ich mag Maybebop. Nein, die haben nicht auf meinen Hintern geschrieben. Und ja, es ist unverzeihlich die Hose vergessen zu haben als ich bei den Swingle Singers war...
Irgendwann war dann alles erledigt, beschrieben, neue Treffen verabredet und was man sonst noch so tun muss... und wieder nach Hause gings. Denn in welcher Reihe wir nu auch immer gesessen haben, die fünfte war es nicht. Und die war als Nachtlager auserkoren worden....

Zusammenfassend und ganz kurz: Ich mag sie live mindestens genauso wie auf CD. Und was fehlt denn da noch an Spannung, Präsenz oder Interaktion? Nix!
Also wieder! Gerne! Immer! :-) Wenn mal wer nach Kanada will... ich bin dabei *g*

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